Scham und Schande

Scham und Schande

Beitragvon Erastel » Mo 28. Dez 2009, 15:26

Nach langen Tagen des einsamen Meditierens und Nachsinnens über die Ereignisse der letzten Zeit schien Erastel, Fürst von Theleme nun zu einem Entschluss gekommen zu sein.

Der Tag war geradzu prädestiniert zum feiern; ein klirrend kalter, aber endlich mal wieder trockener Wintertag. Geschaffen dazu, sich mit warmen Met an eine Feuerstelle zu setzen, sich zu betrinken, über vergangene Schlachten zu erzählen oder auch, ganz pragmatisch, sich mit den verbündeten Herschern zu einem Kriegsrat zu treffen um den heraufziehenden Krieg zu planen.

Aber Erastels Gedanken wurden von einer anderen, schrecklichen Geschichte geplagt.
„Wie konnte ich es zulassen, dass mein Verstand durch das viele Hez getrübt wurde? Warum habe ich nicht fürher nachgefragt, wie unser Bündnis zu diesen Unsummen an Wertmitteln gekommen ist? Und die wichtigste Frage: Warum habe ich nicht gleich angemessen reagiert, als ich alle Hintergründe erfuhr? Mein Streben nach Sicherheit, Wohlstand für mein Reich, Ansehen auf der Welt haben mir den Blick vernebelt!“.
Dies waren nur einige der Gedanken, die Erastel bei seinem Gang vor sein Volk durch den Kopf schossen.
„Nein, alles nur Ausflüchte! Mein Fehler ist zu gravierend, als dass ich einfach weitermache könnte, als ob nichts geschehen wäre. Dazu die noble Geste der Herrscher von Omega Weapon, sich von ihren Reichen zurückzuziehen...Auch wenn die Menschen sagen werden, ich wäre ein Nachahmer. Dies alles darf mein Vorhaben nicht beeinträchtigen, mögen sie sagen, was sie denken, ich werde dann nicht mehr hier sein.“

Erastel schritt auf das steinerne Podest vor seinem Palast, vor sich die Menge erblickend. Manche jubelten, sie alle hatten von den vergangenen Handel profitiert. Aber manche blickten den Fürsten kalt an, sie waren zu Beginn dagegen gewesen, ohne dass sie erhört worden wären. Der Großteil der Zuschauer blickte einfach abwartend, was ihr Herr ihnen wohl mitteilen würde.
Dieser hob nun, für ein letztes Mal, seine Stimme vor dem Volke:
„Hört mich an mein Volk, ihr alle wisst, was in der Vergangenheit geschehen ist, also lasst mich nicht ein weiteres Mal diesen Vorgang schildern, sondern die Folgen daraus ziehen. Ich bin, nach Tagen des Meditierens, nun zu einem Entschluss gekommen. Das Annehmen des Hez, die unmoralische Zahlungen von anderen Herrschern, wodurch unser Reich zu Wohlstand gekommen ist, brachte Schande über meine Familie, über mich als Fürst, über unser ganzes Volk! Nun noch die Geste der Herrscher von „Omega Weapon“, ihr Abtreten aller Titel, Wertmittel, ja ganzer Reiche. Diese Geste hat mich zutiefst beschämt, sodass ich nur einen Entschluss fassen kann. Ich werde mich von dem Fürstenthron zurückziehen!“
Bei diesen Worten ging ein tiefes, lautes Raunen durch die Menge. Ein unabhängiger Zuschauer hätte erkennen können, dass so manch Besucher beifällig nickte, andere waren empört, sich hätten ja nichts unrechtmäßiges getan.
Bevor die Unterbrechung weiter andauern konnte, erhob Erastel, dieses Mal leiser als zuvor seine Stimme ein zweites Mal: „Lasst mich nur noch wenige Kleinigkeiten hinzufügen, dann könnt ihr diskutieren, feiern, trauern, oder wonach euch auch immer der Sinn stehen mag.“
Ein leises, melancholisches Lächeln umspielte bei den Worten des Fürsten Lippen. „Ich habe lange mit mir gerungen, inwieweit ich in Verplichtung meiner Allianz gegenüber bin, oder ob ich ihr meinen Beschluss vorher hätte mitteilen sollen, damit sie Gelegenheit hat, mich umzustimmen. Aber ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass dies eine persönliche Entscheidung sein muss, die niemand anderen beeinflussen sollte.
Ich selbst werde mich erstmal von allem und von allen zurückziehen, mir in den Bergen eine einsame Hütte suchen und meditieren. Vielleich finde ich noch den idealistischen, hoffnungsvollen, jungen Mann, der ich einstmals gewesen sein mag.“

Mit diesen Worten verabschiedete sich der Fürst, oder besser gesagt der frühere Fürst, von Theleme bei dem Volk.
Als er sich umdrehte um das Podest zu verlassen hörte er nur noch hinter sich das lauter werdende Raunen der Menge. „Was immer sie auch nun sagen und über mich denken mögen, ich werde es wohl nie erfahren.“ Wieder umspielte das melancholische Lächeln sein Lippen, als der ehemals starke und mächige Fürst den Palast verließ um seine Ruhe zu finden...
Erastel
 
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